Manchmal zappe ich einfach nur mal so durch die TV-Kanäle. Gestern war so ein Tag, und ich bin bei Phoenix hängen geblieben, als eine Rede von ZDF- und Phoenix-Intendant Markus Schächter übertragen wurde. Die Gedanken von Herrn Schächter drehten sich um die Zukunft des Fernsehens und über die Auswirkungen des Internets auf die Fernsehindustrie.
Ich finde es gut, wenn sich die Öffentlich-Rechtlichen (ÖR) Gedanken über die Zukunft machen. Ich finde es gut, dass sie ins Internet wollen (ich glaube, dass wir Alle davon profitieren, wenn die ÖR ihren Auftrag auch zu 100% im Internet ausführen). Ich freue mich darauf, 24h täglich die neuesten Nachrichten, Kommentare und Analysen von einem relativ neutralem Anbieter beziehen zu können. Ich glaube, dass die ganzen politischen Sendungen extrem wichtig für das Funktionieren unserer demokratischen Republik ist.
Der ZDF-Intendant (bzw. sein Redenschreiber) gehört nicht zur Generation Web 0.0 ; er versteht, dass es ein Internet gibt, und dass es praktisch alle Lebensbereiche stark verändert bzw. verändern wird. Er weiß, dass Youtube existiert, und dass Jedermann sowas wie ein “Sender” ist. Das unterscheidet Ihn von ca. 99% unserer Führungsriege.
Das einzige, was Herr Schächter noch lernen muss, ist das, was das Internet so sehr von allen vorherigen Kommunikationsformen unterscheidet: Das Internet ist nicht so revolutionär, weil plötzlich eine Million Sender da sind. Wäre das der Fall, dann wäre amerikanisches Kabelfernsehen genauso revolutionär wie das Internet. Das Besondere am Internet ist, dass die eine Million Sender sich aufeinander beziehen; dass sie sich direkt in Echtzeit austauschen. Das Internet revolutioniert unser Leben nicht, weil ich plötzlich zwischen allen Kanälen dieser Welt auswählen kann, sondern weil Ich direkt dem Sender etwas zurückschicken kann. Das wirklich interessante im Netz sind nicht die ganzen Beiträge, sondern die Kommentare.
Sobald Schächter dies verstanden hat, ist er wirklich im Internet angekommen.